Waldmeister-Buchenwald

Waldmeister-Buchenwald - was ist das eigentlich? Eine Einführung in den Lebensraum mit seinen typischen botanischen Begleitern am Beispiel des Gemeindewalds Nußloch

Der Waldmeister-Buchenwald in Nußloch

In Nußloch findet sich ein charakteristisch ausgeprägter Waldmeister-Buchenwald (AsperuloFagetum) mit Waldmeister (Galium odoratum), auch Wohlriechendes Labkraut oder Maikraut genannt.

Der Name Asperulo-Fagetum leitet sich folgendermaßen ab: Asperula ist die Pflanzengattung Meier, auch Meister (Asperula) und gehört in die Familie der Rötegewächse (Rubiaceae); Fagus steht für eine Gattung in der Familie der Buchengewächse mit Waldmeister als hauptsächlicher Charakterart.

Zum Lebensraumtyp des Waldmeister-Buchenwaldes gehören in Mitteleuropa Buchen- und Buchen-Eichenwälder auf kalkhaltigen bis mäßig sauren, z.T. nährstoffreichen, oft lehmigen Böden. Die Beimischung der Eiche geht häufig auf menschlichen Einfluss zurück. In der Regel ist die Krautschicht dieser Wälder gut ausgebildet, oft ist sie reich an Frühjahrsblühern.

Der Waldmeister-Buchenwald kommt in praktisch allen Naturräumen Baden-Württembergs vor. Ein Verbreitungsschwerpunkt ist der südliche Odenwaldausläufer vom Königstuhl bis Nußloch. Der Standort ist teilweise lössüberlagert, teilweise handelt es sich um lehmige Böden aus Buntsandstein.

Dieser besondere und wunderschöne Typus Wald dient gleichzeitig als Lebensraum für eine Vielzahl an Pflanzen und Tieren, die hier auf ideale Bedingungen treffen. 

Durch eine naturnahe Waldbewirtschaftung können wir den derzeitigen Zustand dieses Waldlebensraums erhalten und weiterentwickeln. Da der Nußlocher Wald wegen des besonderen Bodens und des aktuell nach wie vor guten Zustands zu den wertvollsten Waldflächen Baden-Württembergs zählt, ist ein besonderer Schutz dieses Lebensraums aus unserer Sicht nicht nur wichtig, sondern extrem lohnend. 

Natürliche bzw. naturnahe Rotbuchenwälder sind so selten geworden, dass sie heute als unersetzliches Naturerbe gelten.

Waldmeister (Galium odoratum)

Was ist charakteristisch für einen Waldmeister-Buchenwald?

Neben den charakteristischen Arten Rotbuche (Fagus sylvatica) und Waldmeister (Galium odoratum) kommen weitere Arten wie Trauben-Eichen (Quercus petraea), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und Esche (Fraxinus excelsior) vor.

Nicht-gesellschaftstypische Baumarten nehmen insgesamt einen Anteil von etwa 5 – 10% ein. Dabei handelt es sich meist um Nadelbäume wie Fichte oder Douglasie.

Wenn – wie im Augenblick der Fall – die Fichte unter dem Einfluss des Borkenkäfers zu großen Teilen weichen muss, ist dies aus Sicht des FFH-Lebensraumtyps Waldmeister-Buchenwald tatsächlich als sinnvolle Entwicklung einzuschätzen.

Wir sollten nicht zögern, uns für den Erhalt dieses Waldes einzusetzen!

Waldmeister-Buchenwald im Frühling

Im Frühjahr wird das Bild des Nußlocher Waldes insbesondere vom Waldmeister (Galium odoratum), den Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und dem Bärlauch (Allium ursinum) geprägt. Sicher sind jedem, der den Nußlocher Wald schon einmal zu dieser Jahreszeit besucht hat, diese wundervollen Pflanzen, das satte Grün und der intensive Duft des Bärlauchs vertraut.

Wer im Frühjahr genauer hinschaut, kann aber auch viele weitere Pflanzen entdecken:

Die Waldschlüsselblume (Primula elatior), der Aronstab (Arum maculatum), das Waldveilchen (Viola reichenbachiana), das Maiglöckchen (Convallaria majalis), der Günsel (Ajuga reptans), die Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicatum), der Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum) oder die Wald-Segge (Carex sylvatica) geben sich ein Stelldichein.

All diese Pflanzen zählen zu den typischen botanischen Begleitern, wie sie in einem Waldmeister-Buchenwald vorkommen können.

Alle Pflanzen, die in unserer kleinen Galerie zu sehen sind, haben wir im Zeitraum April/Mai 2021 im Nußlocher Gemeindewald angetroffen und fotografiert.

(Die Aufzählung typischer botanischer Begleiter in einem Waldmeister-Buchenwald ist bei weitem nicht vollständig. Eine Vielzahl der genannten Pflanzen ist aber in unserem Wald anzutreffen.)

Krautschicht

All diese Pflanzen formen gemeinsam eine vielfältig ausgebildete Krautschicht. Je vielfältiger die Krautschicht, desto gesünder ist der Waldmeister-Buchenwald.

Im Nußlocher Wald ist vor allem die hervorragende Qualität des Bodens für die vielfältige Krautschicht verantwortlich. Die Beschaffenheit des Ausgangsgesteins, auf dem die Buchenwälder wachsen, ist hier entscheidend.

Außerdem wächst Waldmeister-Buchenwald wie erwähnt vorrangig auf basischem Untergrund, wie er in Nußloch anzutreffen ist.

Wenn sich das mächtige Blätterdach der Buchen gegen Ende des Frühlings schließt, wird es im Wald dunkler. Im Sommer ist es angenehm kühl, die Zeit der zahlreichen Frühblüher ist dann vorüber.

Gefährdung und Erhaltung des Waldmeister-Buchenwalds

Einst wuchsen sie überall, doch heute zählen Buchenwälder zu den am meisten bedrohten Lebensräumen. Buchenwälder sind Europas ursprüngliche Wildnis.

https://www.weltnaturerbe-buchenwaelder.de/

Was kann getan werden, um diesen besonderen Lebensraum im Nußlocher Wald zu erhalten?

Wesentliche Elemente einer naturnahen Waldbewirtschaftung helfen dabei!

Das Belassen von Totholz und der damit verbundenen Biomasse im Wald, die Förderung der lebensraumtypischen Habitatstrukturen mit dem damit einhergehenden stabilen Altbaumbestand und Böden, die nicht mit schwerem Gerät befahren und dadurch verdichtet werden, tragen zum Erhalt des Waldmeister-Buchenwalds bei.

Auf weitere Aspekte eines Fauna-Flora-Habitat-(FFH-)Gebiets und die daran geknüpften Erhaltungs- und Entwicklungspläne werden wir in separaten Artikeln eingehen.

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