In einer Anfang Juli vorgelegten Studie „Alles aus Holz – Rohstoff der Zukunft oder kommende Krise?“ untersuchen der WWF gemeinsam mit der Universität Kassel das Thema Holzverbrauch und Nachhaltigkeit.
Auf dem Weg zum entwaldeten Planeten
Die Studie belegt, dass der globale Holzverbrauch deutlich die nachhaltige Erntemenge übersteigt, wie auch der zugehörigen Pressemitteilung zu entnehmen ist. Und: Die Deutschen verbrauchen doppelt so viel Holz wie der globale Durchschnitt.
Geschlagenes Holz übersteigt die Menge, die auf nachhaltige Weise entnommen werden könnte
Laut Studie werden demnach den weltweiten Wäldern bis zu 2 Milliarden Kubikmeter Holz pro Jahr zu viel entnommen, was ungefähr der Hälfte aller Waldbäume in Deutschland entspricht.
Die Nachfrage nach Holz steigt dabei beständig, vor allem für Verpackungen, die Bauindustrie, Bioplastik und Bioenergie.
Deutschlands fragwürdiger Spitzenplatz
Die auf Analysen von Satellitenbildern, Handelsströmen und nationalen bis globalen Verbrauchs- und Waldstatistiken beruhende Studie führt weiter aus, dass der Holzhunger in Deutschland besonders hoch ist. Hier wird pro Kopf mehr als doppelt so viel Holz verbraucht wie im weltweiten Durchschnitt.
Momentan nutzt die Industrie den Wald, als gäbe es keinen Morgen. Wenn wir Klimakrise und Artensterben stoppen wollen, brauchen wir jetzt eine Trendwende in der Art wie wir unsere Wälder behandeln.
Dr. Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF
Besonders kritisch beschreibt die Studie die energetische Nutzung von Holz.
Ausweg aus der Krise
Um den aktuellen Teufelskreis zu verlassen, fordern die Autor*innen der Studie mehr Diskurs in Politik und Gesellschaft über eine sinnvolle Verwendung von Holz.
Der Wald ist keine Holzfabrik, er ist unsere Lebensgrundlage. Schädliche Subventionen für die energetische Nutzung von Holz, wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz, gehören überdacht.
Dr. Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF
Konkret werden drei Ansatzpunkte genannt, die zu einer Verbesserung führen können:
- Eine stärkere Kreislauf und Kaskadennutzung des Holzes, d.h. statt Holz direkt im Kraftwerk oder Kamin zu verfeuern, würde es dann zuerst für langlebige Zwecke, zum Beispiel als Ersatz für den „Klimakiller“ Beton in der Bauindustrie genutzt werden. Bis 2030 müssen nicht nachhaltige Konsummuster überwunden werden.
- Holzverschwendung beenden – um den Rohstoff Holz nicht zu übernutzen, muss die Verschwendung beendet werden, die durch unsere Geschäftsmodelle, Anreizsysteme und soziale Normen betrieben werden. Ein verringerter Verbrauch ist der Königsweg, um die verbleibenden Wälder zu erhalten und um zu versuchen, die globale Lücke zwischen Nachfrage und nach- haltigem Holzangebot zu schließen.
- Systemisches Monitoring, um die Verbindung zwischen dem Zustand der Wälder und dem wie, wie viel und was an Holz konsumiert wird, herzustellen.
Mehr als je zuvor gibt diese Studie uns den Anlass, unseren Lebensstil, den Zustand der Wälder und den Klimawandel in einem sich gegenseitig beeinflussenden Kontext zu betrachten.
Dr. Meghan Beck-O´Brien, Center for Environmental Systems Research, Universität Kassel
DIREKT ZUR STUDIE
Die Studie des WWF und der Uni Kassel mit allen Zahlen, Fakten und Hintergründen steht zum Download bereit!
