Lutz Fähser im DAI Heidelberg – Rückblick auf den Vortrag vom 5.11.2023

Kurze Rückschau auf eine intensive Veranstaltung: Dr. Lutz Fähser war im Rahmen des internationalen "Science Festival GEIST" erneut zu Gast im Deutsch-Amerikanischen Institut in Heidelberg.

Viele Waldinteressierte hatten dem gemeinsamen Vortrag von Michael Succow und Lutz Fähser im Deutsch-Amerikanischen Institut in Heidelberg entgegengefiebert. So war es keine Überraschung, dass der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war! Schätzungsweise 250 Besucher hatten sich eingefunden.

Während der Anmoderation von Jakob Köllhofer, dem Programmdirektor des DAI, gab es leider schlechte Neuigkeiten fürs Publikum: Michael Succow war an Corona erkrankt, so dass Lutz Fähser den Abend alleine würde bestreiten müssen. Um es vorwegzunehmen: Dies tat der Qualität der Veranstaltung keinen Abbruch!

Jakob Köllhofer bei der Einführung
Jakob Köllhofer bei der Einführung in die Veranstaltung

Ökologie – Das Programm der Natur

Entlang der von Michael Succow vorbereiteten Folien gab Dr. Lutz Fähser zunächst einen kurzen Einblick in den Themenblock, welcher eigentlich vom Träger des alternativen Nobelpreises hätte vorgetragen werden sollen.

In knapp 20 Minuten gab Lutz Fähser Einblicke in die Ökologie des Offenlandes. Der Kohlenstoffkreislauf auf den Landflächen der Erde stand dabei genauso im Fokus wie der Einsatz von Pestiziden und die Wichtigkeit gesunder Böden.

Der Erhalt der Funktionstüchtigkeit der uns tragenden Ökosysteme ist die wichtigste Sozialleistung für unsere Zukunft.

Prof. em. Michael Succow

Wald im Klimawandel

Im zweiten Teil des Vortrags sprach Lutz Fähser dann sehr kurzweilig über den Wald in Zeiten des Klimawandels – knapp zwei Stunden vergingen wie im Flug, bevor sich eine Frage-Antwort-Runde anschloss.

Er erklärte den Unterschied zwischen Wäldern (selbst-organisierte Ökosysteme in permanentem Anpassungsprozess) und Forsten (Menschen-organisierte Kulturen, deren Erfolg künstlich herbeigeführt wird).

Entsprechend sind Wirtschaftswälder eine Mischung aus Wäldern und Forsten.

Starker Fokus auf Heidelberg

Anders als bei seinem Vortrag im letzten Jahr gab es dieses Jahr immer wieder konkrete Anknüpfpunkte an den Heidelberger Wald. So wurde auch auf Briefwechsel und (teilweise unbeantwortete) Anfragen der lokalen Bürgerinitiativen referenziert.

Lutz Fähser nahm außerdem Bezug auf Teile des Forstwirtschaftsplans der Stadt und erklärte das Zahlenwerk. Dabei wurde deutlich, dass viele der zugrundeliegenden Planannahmen in der Realität des fortschreitenden Klimawandels und der thermischen Nutzung von Holz nicht länger haltbar sind – insbesondere, was Aussagen zur langfristigen Bindung von CO2 angeht.

Dr. Lutz Fähse rin Heidelberg
Dr. Lutz Fähser im DAI Heidelberg

Entlang des Vortrags nahm Lutz Fähser immer wieder Bezug auf den Heidelberger Wald. So sprach er auf einer Folie über die Beobachtungen der Bevölkerung:

  • Starke Holzeinschläge im öffentlichen Wald
  • Auflichtung, Schirmhiebe, insbesondere in älteren Buchenbeständen
  • Intensive „Waldpflege“, auch in jüngeren Forsten
  • Schwermaschinen im Einsatz mit intensiver Bodenbeschädigung
  • Fehlende Wildverbiss-Gutachten
  • Nicht-Auswertung der Entwicklung auf den FSC-Referenzflächen
  • Verweigerung von Informationen, Gesprächen, gemeinsamen Exkursionen mit interessierter Bevölkerung

Mit vielen dieser Beobachtungen ist die lokale Bürgerinitiative leider nicht allein.

Lösungsfindung im Dialog

Am Beispiel der Stadt Darmstadt, welche vor wenigen Wochen mit der NABU-Waldmedaille ausgezeichnet wurde, betonte Lutz Fähser die Wichtigkeit von Bürgerbeteiligung. Dort wurden in Form eines „Runden Tisches“ die Weichen für eine bessere Waldzukunft gestellt.

Der leitende Forstdirektor i. R. ging auch auf geschichtliche Aspekte des Forstwesens ein und erklärte die noch heute anzutreffenden, teilweise paramilitärischen Strukturen in der Organisation. Nach seiner Erfahrung ist es nicht zu erwarten, dass aus dem Forst heraus aktiv Veränderung getrieben wird. Dies kann nur gelingen, wenn der Waldbesitzer – z.B. die Stadt oder die Kommune – einen entsprechenden Auftrag erteilt.

Windkraft im Wald

Ein Thema, welches die Gemüter rund um Heidelberg stark erhitzt, ist die Fragestellung, ob im Wald Windkraftanlagen errichtet werden sollten oder nicht.

So wurde auch dieses Thema zumindest am Rande gestreift. Lutz Fähser machte seine Position deutlich, dass er keine Argumente sieht, welche für die Errichtung von Windkraftanlagen im Wald sprechen.

Natürliche Waldgesellschaften und Naturverjüngung

Neben der lokalen Thematik sprach Lutz Fähser auch etliche allgemeingültige Aspekte einer naturnahen Waldbehandlung an.

So prangerte Lutz Fähser unter anderem an, dass nach wie vor sehr häufig in Einzelbaumarten (statt in Waldgesellschaften) gedacht und argumentiert wird.

Für uns besonders interessant waren die Ausführungen zur Konkurrenz von Buche und Eiche. Schließlich argumentiert der Forst auch in unseren Wäldern immer wieder, dass die Baumart Eiche nur gefördert werden könne, indem Buchen entnommen werden. Dadurch fällt dann mehr Licht auf den Boden, was allerdings mit etlichen anderen Nachteilen (Hitze, Bodenaustrocknung etc.) einhergeht und auch zum Absterben weiterer Buchen führt.

Buche oder Eiche? Dr. Lutz Fähser berichtet von seinen Erfahrungen im Stadtwald Lübeck

Lübecker Konzept

Sehr plausibel waren den meisten Besuchern am Ende der Veranstaltung die Vorzüge des Lübecker Konzepts der naturnahen Waldbehandlung. Aufgrund der ökologischen und ökonomischen Vorteile findet es immer mehr Verbreitung innerhalb und außerhalb Deutschlands.

Anpassung an die (Wald-)Natur bedeutet dabei die Orientierung an mehr Naturnähe (Annäherung an natürliche Waldgesellschaften), Suffizienz (Orientierung an natürlichem Ertragsniveau) und am Minimum-Prinzip (Minimierung von Eingriffen).

Aufzeichnung der Veranstaltung

Für alle, die die Veranstaltung verpasst haben, gibt es gute Neuigkeiten: Der Vortrag von Lutz Fähser wurde diesmal auf Video aufgezeichnet und ist jetzt im YouTube-Kanal des DAI zu sehen.

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