Holzfällung und -rückung im Nußlocher Gemeindewald

Ende März und Anfang April wurde der Nußlocher Gemeindewald zwischen Maisbacher und Neuem Weg zur Holzrückung mit schwerem Gerät befahren. Wir haben uns im April im dortigen Waldbereich umgesehen.

Holzernte nördlich des Maisbacher Wegs

Am 24.3. haben wir bei einem kritischen Spaziergang mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern die bislang erfolgten forstlichen Eingriffe begutachtet. Entlang des Maisbacher Wegs lag schon recht viel Holz, das auf die Abholung durch Brennholzkunden wartete. Die Abstände der Rückegassen waren viel geringer als durch das verbindliche Leitbild vorgegeben.

Auffällig war, dass trotzdem noch sehr viele gefällte Rotbuchen im Waldabschnitt zwischen Maisbacher und Neuem Weg lagen, welche noch nicht „gerückt“ worden waren. Und das, obwohl die Fällungen zum großen Teil schon im November 2023 erfolgt waren. Die Zeit Ende Januar 2024, als der Boden gefroren war und kaum Niederschläge fielen, wurde nicht zur Holzernte oder -rückung genutzt. Die Frage, was mit diesem Holz passieren würde, konnten wir während dieses Spaziergangs nicht beantworten.

Holzrückung in der letzten Märzwoche

Am 7.4. waren wir dann mit Pflanzenkundler Markus Schrade unterwegs zu einer botanischen Runde, um spannende Details über die Frühblüher und Waldbegleiter der Waldmeister-Buchenwald-Gesellschaft in Nußloch zu erfahren. Neben den schönen, teils sehr seltenen Pflanzen, die wir entdeckten, stellten wir fest, dass in der letzten Märzwoche bei aufgeweichtem Boden einige erste Bäume aus dem Wald gerückt und zu Poltern gestapelt worden waren. Das Rückegassennetz war zu diesem Zeitpunkt schon stark verbreitert und tief ausgefahren.

Weitere Holzrückung Anfang April

In der Woche nach der botanischen Runde wurde dann allerdings erst der größte Teil der Holzrückung erledigt. Unter Einsatz eines Forwarders (Modell 208 F der Firma HSM) wurde das Holz aus dem Waldabschnitt geholt. Beladen kommt ein solcher Forwarder auf ein Gesamtgewicht von ca. 30 Tonnen. Entsprechend wurde der empfindliche Löß-Boden in diesem Waldabschnitt massiv verdichtet und geschädigt. Im Wald entstand ein Netz aus Rückegassen mit Abzweigungen dicht beieinander. Das Leitbild „Klimastabiler, naturnaher Wald“, dem sich die Gemeinde Nußloch verpflichtet hat, sieht einen Mindestabstand der Rückegassen von 40 Metern vor. Die Befahrung soll zur Schonung des Bodens außerdem bei geeigneter Witterung passieren.

In einem Video zeigen wir einige Beispiele, wie die Holzrückung im Wald erfolgte.

Beim Anblick des besagten Waldabschnitts wechselten unsere Stimmungen zwischen Entsetzen, Ungläubigkeit und Traurigkeit.

Im Leitbild geht es auch darum, „wie“ der Wald behandelt wird…

Es ist toll, dass in diesem Jahr weniger Holz geerntet wird als im Vorjahr. Aber die Art und Weise, wie die Holzernte durchgeführt wird, macht uns sprachlos.

Der Nußlocher Wald ist ein Gemeindewald, d.h. er gehört den Bürgerinnen und Bürgern. Unser Gemeinderat entscheidet, wie mit dem Wald umgegangen wird. Das Forstamt wird mit der Umsetzung der Vorgaben beauftragt.

Immer wieder hören wir, dass die Gemeinde Nußloch mit dem Leitbild Klimastabiler, naturnaher Wald „gut aufgestellt“ sei (- ja, das sehen wir größtenteils auch so) und dass das Leitbild „gelebt“ werde (- nein, das sehen wir tatsächlich nach wie vor nicht so).

Schutzgebiete schützen (nach wie vor) nicht…

Dass unser Gemeindewald als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet nach europäischer Richtlinie Natura 2000 unter strengem Schutz steht (oder stehen sollte), das müsste inzwischen hinlänglich bekannt sein.

Allmählich sind wir mit unserem Latein am Ende, wie wir unseren Gemeinderat und die ausführenden Bewirtschafter für eine wirklich „naturnahe“ Behandlung unseres Waldes sensibilisieren können.

Leserbrief bei Nußloch Lokal

Dass wir mit unserer Wahrnehmung übrigens nicht alleine sind, das beweist der Leserbrief einer Mitbürgerin, welcher am 15.4.2024 in der Online-Zeitung „Nußloch Lokal“ veröffentlicht wurde.

Weitere Fotos aus dem Waldabschnitt

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