Lokale Orchideenfunde im Wald und im Offenland
Die Wälder und Offenlandschaften rund um Nußloch beherbergen eine beeindruckende Vielfalt an heimischen Orchideen. Viele dieser Arten sind selten geworden und stehen unter strengem Schutz. Ihr Vorkommen ist ein deutlicher Hinweis auf naturnahe, ökologisch wertvolle Lebensräume.
Im Folgenden stellen wir ausgewählte Arten vor, die wir bei unseren Begehungen in Nußloch dokumentieren konnten.
Orchideen im Wald
🌸 Purpur-Knabenkraut
Orchis purpurea

Mit seiner stattlichen Wuchshöhe und den kräftig purpur überhauchten Blüten zählt das Purpur-Knabenkraut zu den prächtigsten heimischen Orchideen. Es ist stark gefährdet und in vielen Gegenden verschwunden. Der Erhalt geeigneter Magerrasen und Waldränder ist für die Art überlebenswichtig.



🌸 Vogelnestwurz
Neottia nidus-avis

Diese chlorophyllfreie Orchidee lebt in Symbiose mit Pilzen und gedeiht verborgen im Schatten alter Wälder. Die unscheinbare, braune Vogelnestwurz ist selten, aber faszinierend – und ein deutlicher Hinweis auf intakte Waldböden mit reichem Mykorrhiza-Netzwerk.


🌸 Rotes Waldvöglein
Cephalanthera rubra
Das Rote Waldvöglein zählt zu den schönsten heimischen Orchideen. Mit seinen kräftig rosa bis purpurfarbenen Blüten ist es ein echter Hingucker im lichten Buchenwald. Es steht in Deutschland unter besonderem Schutz und ist in vielen Regionen selten geworden – vor allem durch Lebensraumverlust.


🌸 Weißes Waldvöglein
Cephalanthera damasonium
Unauffällig und zart – das Weiße Waldvöglein bevorzugt halbschattige Standorte in naturnahen Laubwäldern. Die Art gilt als gefährdet und ist ein typischer Vertreter alter, strukturreicher Wälder. Ihre Seltenheit macht sie zu einem wichtigen Indikator für ökologisch wertvolle Standorte.
🌸 Breitblättrige Stendelwurz
Epipactis helleborine
Diese vergleichsweise häufige Orchidee besiedelt verschiedene Waldstandorte, ist aber in naturnahen Buchenwäldern besonders stabil vertreten. Regional wird sie durch forstliche Eingriffe und Bodenversauerung zurückgedrängt. Ihr Auftreten kann auf eine gewisse Waldkontinuität hinweisen.

Orchideen im Offenland
🌸 Ohnhorn
Orchis anthropophora / Anacamptis anthropophora
Die zierliche Orchidee mit den kleinen, „männchenförmigen“ Blüten ist stark gefährdet und in vielen Bundesländern vom Aussterben bedroht. Sie wächst bevorzugt auf kalkreichen Magerrasen, die heute nur noch kleinflächig existieren.
Die eiförmigen, rotgerandeten Kelchblätter (Sepalen) und die etwas kürzeren lanzettlichen Kronblätter (Petalen) bilden einen halbkugeligen Helm. Anders als bei vielen anderen Knabenkräutern (Orchis) hat das Ohnhorn keinen Sporn, was der Pflanze ihren Namen gibt (Ohn-Horn).

🌸 Bocks-Riemenzunge
Himantoglossum hircinum

Ein echtes Kuriosum: Die Bocks-Riemenzunge trägt spektakulär lange Blütenlippen und verströmt einen eigentümlichen Ziegengeruch. Sie ist stark gefährdet und braucht offene, kalkreiche Standorte mit wenig Nährstoffen – eine Kombination, die in unserer Kulturlandschaft selten geworden ist.



🌸 Helm-Knabenkraut
Orchis militaris

Seine helmförmigen Blüten und das zarte Violett machen das Helm-Knabenkraut unverwechselbar. Die Art ist stark gefährdet, da ihre Lebensräume – magere Wiesen und lichte Wälder – heute vielerorts verschwunden sind.


🌸 Affen-Knabenkraut
Orchis simia

Das Affen-Knabenkraut beeindruckt mit seinen affenähnlichen Blütenformen und dem zarten Duft. Es ist in Deutschland extrem selten und gilt als vom Aussterben bedroht. Nur wenige Standorte beherbergen noch stabile Populationen.

🌸 Pyramiden-Hundswurz
Anacamptis pyramidalis

Mit ihrer markanten Pyramidenform leuchtet diese Orchidee von trockenen Kalkhängen und Wiesen. Sie ist regional selten und auf extensive Beweidung angewiesen – denn ohne Pflege verbuschen ihre Lebensräume.

🌸 Mücken-Händelwurz
Gymnadenia conopsea
Die Mücken-Händelwurz ist eine zierliche, wohlriechende Orchidee mit schlankem Blütenstand und zahlreichen zartrosa Blüten. Ihr Name verweist auf die langen Sporne, die an Mückenrüssel erinnern. Sie liebt magere, kalkreiche Wiesen und Halbtrockenrasen – Lebensräume, die zunehmend verschwinden. Die Art gilt als gefährdet und ist vielerorts selten geworden.

🌸 Bienen-Ragwurz
Ophrys apifera

Die Bienen-Ragwurz ist eine faszinierende Orchidee, die durch ihre blütenblattartige Imitation einer weiblichen Wildbiene besticht – eine raffinierte Strategie zur Bestäubung. Die Art ist stark gefährdet, da sie auf mageren, kalkreichen Standorten wächst, die in unserer Landschaft selten geworden sind. Ihr Erscheinen ist ein echtes Highlight botanischer Vielfalt.
🌸 Amethyst-Sommerwurz
Orobanche amethystea
Diese auffällige, violett getönte Sommerwurz parasitiert an Flockenblumen und ist deutschlandweit eine absolute Rarität. Sie benötigt nährstoffarme, trockenwarme Offenlandschaften – Lebensräume, die zunehmend unter Druck geraten.
O. amethystea gilt als sehr gefährdet. In Baden-Württemberg ist die Art „Vom Aussterben bedroht“.

🌸 Große Sommerwurz
Orobanche elatior

Diese parasitisch lebende Art ist hochspezialisiert auf bestimmte Wirtspflanzen, z. B. den Wiesen-Bärenklau. Aufgrund dieser engen Bindung ist die Große Sommerwurz in der Landschaft selten und auf intakte, extensiv genutzte Standorte angewiesen.

🌸 Purpur-Knabenkraut
Orchis purpurea
Das eingangs beschriebene Purpur-Knabenkraut kommt nicht nur im Wald, sondern auch im Offenland vor. Deshalb zeigen wir zum Abschluss weitere Aufnahmen dieser gefährdeten Orchidee fotografiert im Offenland.


Schützenswerter Naturraum
Sowohl die Wald- als auch die Offenlandflächen sind aus unserer Sicht unbedingt zu schützen, um den vielen seltenen Orchideen weiterhin eine Heimat in Nußloch bieten zu können.
Eine mögliche Bebauung von Teilen der Offenlandflächen mit einer großflächigen Photovoltaik-Anlage, wie sie die NABU-Ortsgruppe Leimen-Nußloch in einer Stellungnahme Ende 2024 beschrieben hat, würde vermutlich katastrophale Auswirkungen auf den künftigen Bestand dieser Pflanzen haben.
Alle europäischen Orchideen sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz als besonders geschützte oder streng geschützte Arten eingestuft. Der Gültigkeitsbereich der Naturschutzgesetze erfasst sowohl die freie Landschaft als auch den geschlossenen Siedlungsbereich. Orchideen dürfen weder gepflückt noch ausgegraben werden – ihr Schutz beginnt schon beim achtsamen Hinschauen.
Hinweis: Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit schiefLicht Fotografie entstanden und wird inhaltsähnlich auch auf der Webseite des Unternehmens veröffentlicht. Wir bedanken uns für das Bildmaterial und die Unterstützung.