Das „Grundsatzprogramm Wald“ des NABU

Johannes Enssle, Landes-Vorsitzender des NABU Baden-Württemberg, stellte in einer Veranstaltung am 27.10.2023 auf Einladung der Bürgerinitiative "Waldwende Neckargemünd" das "Grundsatzprogramm Wald" des NABU Deutschland vor. Auch wir waren vor Ort und möchten gerne unsere Eindrücke von der Veranstaltung teilen.

Ein Blick in die Zukunft unseres Waldes – Johannes Enssle präsentiert das „Grundsatzprogramm Wald“ des NABU

Am Freitag, den 27.10.2023 hatten wir das Privileg, an einem Vortrag von Herrn Enssle, dem Vorsitzenden des NABU Baden-Württemberg, in Neckargemünd, teilnehmen zu dürfen. Er wurde auf Einladung der Bürgerinitiative „Waldwende Neckargemünd“ eingeladen, um das neue „Grundsatzprogramm Wald“ des NABU vorzustellen. Sein Vortrag war voller wichtiger Informationen und Anregungen.

Der Vorsitzende des NABU Baden-Württemberg, Johannes Enssle (links im Bild), vor seinem Vortrag in Neckargemünd

Das „Grundsatzprogramm Wald“: Für den Schutz unserer Wälder

Johannes Enssle präsentierte das frisch veröffentlichte „Grundsatzprogramm Wald“ des NABU. Dieses Programm ist von großer Bedeutung, da es den Schutz und die Wiederherstellung unserer Wälder in den Mittelpunkt stellt.

Fakt ist, dass unsere Wälder in den letzten Jahren durch Trockenstress und Borkenkäferbefall sehr gelitten haben. Eine größere Baumartenvielfalt wäre hier wünschenswert.

Aber auch forstliche Eingriffe haben ihren Anteil am Zustand des Waldes: Die ehemals dichten Buchenwälder haben unter den bisherigen Einschlägen ihren natürlichen Schutz, das geschlossene Kronendach, verloren. So sind die Wälder heute licht, und die Baumart Buche leidet als Schattbaumart zusätzlich. 

Die Walddichte im Rhein-Neckar-Raum liegt weit unter dem Landesdurchschnitt. Dass dies auch für Neckargemünd zutrifft, belegte Johannes Enssle mit Zahlen aus dem Forsteinrichtungswerk von Neckargemünd. 

Habitatstrukturen: Die Heimat der Waldlebewesen

Ein zentrales Thema in Johannes Enssles Vortrag waren die Habitatstrukturen in unseren Wäldern. Diese Strukturen sind die Heimat einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Dazu gehören Dinge wie Baumhöhlen, Totholzstrukturen, Mulm und offene Lichtungen.

Der Landesvorsitzende des NABU betonte dazu die Wichtigkeit, diese Strukturen zu erhalten und zu schützen, da sie das Überleben und das Wohlbefinden der Waldlebewesen gewährleisten.

Bisher wurde es versäumt, Bäumen das Altern zu ermöglichen. Bei sogenannter „Erntereife“ erfolgt üblicherweise die Entnahme aus dem Wald, auch wenn die Bäume natürlicherweise viel älter werden würden. Der Wert alter und auch absterbender Bäume ist aus ökologischer Sicht für die Artenvielfalt und damit für unsere Zukunft von zentraler Bedeutung. 

Der NABU fordert, dass bis 2030 mindestens 15 Prozent der Waldfläche Deutschlands der natürlichen Waldentwicklung vorbehalten sein soll.

Aus dem „Grundsatzprogramm Wald“ des NABU Deutschland

Die Artenvielfalt: Ein dringendes Anliegen

Johannes Enssle wies darauf hin, dass unsere Wälder unter einem alarmierenden Verlust an Artenvielfalt leiden. Das hat weitreichende Auswirkungen auf das Gleichgewicht unserer Ökosysteme. Das NABU-„Grundsatzprogramm Wald“ hat das Ziel, dieser Krise mit Maßnahmen zur Förderung und zum Schutz der Artenvielfalt entgegenzutreten. Dazu gehört vor allen Dingen der Lebensraum, den ein alter bzw. absterbender Baum zur Verfügung stellt. 

Die Herausforderungen junger Wälder und der Mangel an lebendem und totem Holz

Ein weiterer wichtiger Punkt im Vortrag von Johannes Enssle betraf junge Wälder und den Mangel an lebendem und totem Holz in unseren Wäldern. Junge Wälder sind oft anfälliger für Schädlinge und benötigen besondere Pflege, um zu gedeihen. Der Mangel an totem Holz beeinflusst viele Arten negativ, da sie auf das tote Holz angewiesen sind.

Es ist traurige Wahrheit, dass es nicht einfach ist, richtig alte Bäume in unseren Wäldern zu entdecken. Schon ein 200 Jahre alter Baum ist in unserer Region kaum mehr auffindbar.

Das Beispiel einer uralten, fast 1.000 Jahre alten Eiche aus dem Vortrag, ist in unserer Region gar nicht zu finden. Diese Tatsache spiegelt die historische Entwicklung der Waldwirtschaft in unserer Region. 

Marc-Etienne Wilhelm, ein Vorbild aus dem Elsaß

Johannes Enssle betonte, dass der Schutz unserer Wälder eine gemeinsame Verantwortung ist. Hierbei sprach er sich für eine Einzelbaumentnahme aus.

Die Eiche sieht er als Baumart, die für den Wald der Zukunft im Klimawandel eine wichtige Rolle einnehmen und gefördert werden sollte. Mit seinem Beispiel aus dem Elsaß, wo Marc-Etienne Wilhelm ein Verfahren entwickelt hat, mit dem er den Eichenbestand im Buchenwald fördert, ohne Buchen großflächig zu fällen, gab er einen interessanten Hinweis darauf, dass ein Blick über den Tellerrand hinaus durchaus lohnend sein kann.

Ein inspirierender Abend für Waldvision Nußloch

Der Vortrag von Johannes Enssle war für unsere Bürgerinitiative Waldvision Nußloch äußerst inspirierend. Wir sind dankbar für sein Engagement und die wertvollen Einblicke in das NABU-„Grundsatzprogramm Wald.“ 

Der nachwachsende, wertvolle Werkstoff Holz ist begehrt – aber nur in begrenzten Maßen nachhaltig verfügbar. Eine langlebige stoffliche Holznutzung nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft muss daher im Vordergrund stehen. Die energetische Nutzung ist aus Sicht von Natur- und Klimaschutz schädlich, sie erzeugt Holzrohstoffknappheit und erhöht den Nutzungsdruck auf die Wälder. Sie ist daher deutlich zu reduzieren.

Aus dem „Grundsatzprogramm Wald“ des NABU Deutschland

Wir sind fest entschlossen, unseren Teil zum Schutz unserer Wälder und zur Förderung der Artenvielfalt beizutragen.

Viele Elemente seines Vortrags sind bereits im gemeinsam mit der Gemeinde erarbeiteten Leitbild „Klimastabiler, naturnaher Wald“ reflektiert, welches es weiterhin mit Leben zu füllen gilt.

Unser Dank gilt dem Engagement der Waldwende Neckargmünd, welche den interessanten Vortrag organisiert hat.

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