Nach dem letzten Waldtreffen, zu dem das Aktionsbündnis Heidelberger Wald am 12.9.2021 in den Handschuhsheimer Mühltalwald eingeladen hatte, fand nun am 16.9.2021 am selben Ort auch eine Veranstaltung der Stadt Heidelberg statt.
Es ging um die geplanten Hiebsmaßnahmen und die große Anzahl markierter Buchen, die ab Oktober im Mühltal geerntet werden sollten.
Die lokale Presse hatte über die Veranstaltung berichtet, und auch weitere kritische Leserbriefe waren im Vorfeld in der Rhein-Neckar-Zeitung veröffentlicht worden.
Interne Vorberatung
Während der Veranstaltung stimmten sich zunächst Vertreter der Forstbehörde und der Stadt mit Vertretern der anerkannten Naturschutzverbände sowie des Aktionsbündnisses ab. Das Treffen von 15:00 – 17:00 Uhr war nicht öffentlich, ging dann aber nahtlos in den zweiten Teil ab 17:00 Uhr über, zu dem auch die Bürgerschaft eingeladen war.
Auch interessierte Stadträte waren ab 15:00 Uhr dabei, so dass insgesamt ca. 30 Personen vor Ort waren.
Gleich zu Beginn überreichte das Aktionsbündnis eine Unterschriftensammlung mit weit mehr als 1.000 Unterschriften an die Vertreter der Stadt. Somit wurde der in der Bevölkerung vorherrschenden Stimmung Nachdruck verliehen.
Die geplante Hiebsmaßnahme soll verhindert werden. Die angedachte Baumfällaktion ist in Zeiten des Klimawandels für viele Bürger*innen nicht nachvollziehbar.
Bürgerbeteiligung
Über 100 Bürger*innen waren entsprechend der Einladung gefolgt und fanden sich pünktlich um 17:00 Uhr am Treffpunkt Schmalzwasenteichweg ein, um den Ausführungen des Forstamts zu folgen.
Forstamtsleiter Ernst Baader erklärte die aus seiner Sicht notwendige Maßnahme, in der er einen Beitrag zum Klimaschutz sieht. Durch die Auslichtung würde mehr Licht und Wasser den Waldboden erreichen, was dem Wald schlussendlich zu Gute käme.
Diese Position war für die meisten Anwesenden nicht nachvollziehbar.
Ein Großteil der Bürger*innen sieht in der angedachten Hiebsmaßnahme eine dramatische Verschlechterung des Waldzustands und eine kritische Gefährdung des Waldinnenklimas. Durch eine weitere Auflichtung des Kronendachs werden die verbleibenden Bäume der Hitze und Trockenheit verstärkt ausgesetzt. Der Stress für den Wald nimmt weiter zu.
Heidelbergs Kliambürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain hielt sich während der Diskussion witgehend im Hintergrund.
Kein Konsens, aber Kompromiss
Die Emotionen kochten hoch. In der emotional und lautstark geführten Debatte machte sich auf Seiten der Forstvertreter zunehmend Ratlosigkeit breit.
Schlussendlich machte Forstamtsleiter Baader das Zugeständnis, die markierten Buchen zunächst stehen zu lassen.
Weitere Fachgespräche und eine Begehung mit Volker Ziesling, Mitbegründer der Bürgerinitiative „Waldwende jetzt„, sollen dabei helfen, die Positionen abzugleichen und den Weg nach vorne zu definieren.
Es bleibt abzuwarten, welche Entscheidung letztendlich getroffen wird. Kurzfristig machte sich zunächst Erleichterung in den Reihen des Publikums breit, und der vorgeschlagene Kompromiss wurde mit spontanem Applaus bedacht.
Allerdings ist die Sorge, dass die Hiebsmaßnahme vielleicht nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben wurde, allgegenwärtig.
Waldbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels
Am Beispiel Mühltalwald lässt sich erneut feststellen, dass es in Deutschland zwei verschiedene Lager unter der Forstwirten gibt, die extrem konträre Ansichten vertreten.
Einerseits gibt es das eher konservative Lager. Hier glaubt man, dass der Mensch aktiv die Umgestaltung des Waldes vorantreiben kann (und muss), um dem fortschreitenden Klimawandel und dessen Folgen zu begegnen. Prominenter Vertreter dieses Lagers ist u.a. Prof. Jürgen Bauhus, der einer der Berater der noch amtierenden Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner ist.
Auf der anderen Seite steht der eher ökologische Ansatz, der dem gestressten Wald so viel Ruhe wie möglich verordnen möchte. Vertreter dieses Lagers, zu dem Peter Wohlleben, Prof. Pierre Ibisch und auch Volker Ziesling zählen, setzen auf die Selbstheilungskräfte und Anpassungsfähigkeit des Waldes an die sich verändernden Bedingungen, so lange der Mensch sich mit störenden Eingriffen weitgehend zurückhält.
Spannende Vorträge und Diskussionen zu diesem Thema gab es während des von Wohllebens Waldakademie veranstalteten Nationalen Waldgipfels 2021.
Toller Erfolg
Insgesamt empfinden wir das Ergebnis im Mühltalwald als tollen Erfolg.
Durch Bürgerbeteiligung und aktiven Protest konnte ein massiver Eingriff in den Buchenbestand des Handschuhsheimer Mühltalwaldes zunächst abgewendet werden.
Auch die Lokale Presse (siehe Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung und im Mannheimer Morgen, teilweise kostenpflichtig) berichtete bereits mehrfach über die Aktivitäten des Aktionsbündnisses.
Bei der Veranstaltung am 16.9.2021 war dann auch der Südwestrundfunk vor Ort. Im entstandenen Bericht sind auch einige Original-Töne der Veranstaltung zu hören.
Wir hoffen, dass sich die Verantwortlichen in den folgenden Gesprächen und Begehungen vor Ort der Argumentation von Volker Ziesling und des Aktionsbündisses anschließen werden, damit in den Mühltalwald dauerhaft Ruhe einkehren kann!