Nachgemessen: Auch der Nußlocher Wald wächst langsamer als angenommen

Welchen Einfluss hat Trockenheit auf das Wachstum des Waldes? Wir haben die Ergebnisse einer Studie der TU München für Nußloch nachvollzogen.

Es dürfte niemanden erstaunen, dass Pflanzen bei Trockenheit während der Wachstumsphase nicht so stark nachwachsen wie in feuchten Jahren. Das gilt natürlich auch für die Bäume in unserem Wald.

Untersuchung der TU München

Wissenschaftler der TU München haben dieses in einem Versuch nachgemessen.

Der Versuch fand vor der tatsächlichen Trockenheitsperiode (ab 2018) statt. 

Von 2014 – 2018 wurde dafür der Waldboden in der Umgebung von 100 Buchen und Fichten mit beweglichen Glasplatten überdacht und damit ein Großteil der Niederschläge von Mai bis September abgefangen. Während dieser Zeit wurde unter anderem gemessen, wieviel die Bäume nachgewachsen sind.

Buchen sind im Schnitt 40% weniger stark gewachsen, Fichten sogar 80%.

Diese Ergebnisse haben natürlich Bedeutung dafür, wieviel Holz man aus dem Wald entnehmen kann. 

Nachhaltige Waldbewirtschaftung

Der Forst hat sich dem Nachhaltigkeitsgebot verschrieben, d.h. es soll nicht mehr Holz entnommen werden, als tatsächlich nachwächst. Dafür wird der Wald ungefähr alle 10 Jahre vermessen, der zu erwartende Holzzuwachs wird aufgrund von Erfahrungstabellen abgeschätzt und die jährlich Erntemenge wird auf 10 Jahre hinaus bestimmt. Dies kann im sogenannten Forsteinrichtungswerk, welches es für jeden öffentlichen Wald gibt, nachgelesen werden. 

Für den Nußlocher Gemeindewald mussten wir leider feststellen, dass nicht nachhaltig gewirtschaftet wurde.

Situation in Nußloch

Das Gebiet des heutigen Gemeindewaldes wurde seit 1851 wieder aufgeforstet und hat sich bis 1996 zu einem Wald mit 356 Vfm/ha (Vorratsfestmeter pro Hektar) entwickelt.

Zum Vergleich: Das entspricht in etwa dem deutschen Durchschnitt, ein Buchenurwald hätte hingegen zwischen 600 – 700 Vfm/ha. In 2019 betrug der Vorrat im Wald nur noch 319 Vfm/ha. Es wurde also mehr geschlagen, als nachgewachsen ist. Bildlich gesprochen wurde unser „Waldkonto“ überzogen, wir schulden dem Wald also Holz. 

Geplante Anreicherung des Holzvorrats

Das neue Leitbild, welches 2022 vom Gemeinderat verabschiedet wurde, sieht unter anderem vor, dass unser Wald auf 400 Vfm/ha anwachsen soll. Um das zu erreichen, wurde der Hiebsatz, d.h. die Menge Holz, die geschlagen werden darf, um die Hälfte gekürzt. Unter normalen Bedingungen hätte dies dazu geführt, dass im Jahr 2042 die angestrebten 400 Vfm/ha erreicht werden können.

Aber die klimawandelbedingte Trockenheit macht einen Strich durch die Rechnung.

Messergebnisse aus Nußloch…

Wir haben nachgemessen: Auch bei uns sind die Buchen in den Trockenjahren weniger stark gewachsen, zu erkennen an den schmaleren, außen liegenden Jahresringen in dieser Periode (siehe Fotos).

Wir haben 9 Buchen im Alter zwischen 74 und 118 Jahren vermessen (Alter geschätzt aufgrund des Durchmessers) und die Breite der Jahresringe in den sechs Jahren ab 2018 mit denen der vorherigen sechs Jahre ins Verhältnis gesetzt. Im Durchschnitt sind die Buchen 35% weniger stark gewachsen als in den vorherigen, normalen Jahren.

Auch unser Revierförster hat diese Annahme unlängst in einer Sitzung des Leimener Gemeinderats bestätigt, ohne dabei allerdings konkrete Mengenangaben zu machen. (Die Regionalausgabe der Rhein-Neckar-Zeitung berichtete am 29.2.2024 im Artikel “Der Wald wächst langsamer”.)

…und die Konsequenz daraus

Welche Konsequenz ergibt sich daraus, falls auch in Zukunft trockene Jahre auftreten werden? Selbst dann, wenn wir beim beschlossenen, im Vergleich zum Forsteinrichtungswerk schon gekürzten Hiebsatz bleiben, werden die 400 Vfm/ha niemals erreicht werden! Bestenfalls bleibt unser Wald so mager, wir er jetzt ist.

Wir wünschen uns deshalb eine nochmalige Verringerung der Menge Holz, die geschlagen werden darf.

Die Messungen deuten darauf hin, dass sogar ein Moratorium, d.h. keine weiteren Einschläge, erforderlich wäre, um die im Leitbild vorgesehenen 400 Vfm/ha bis 2040 erreichen zu können.

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