Am 22.6.2024 fand im Deutsch-Amerikanischen Institut in Heidelberg ein Waldsymposium statt. Die Veranstaltung war in Kooperation unserer Bürgerinitiative mit dem DAI geplant und durchgeführt worden.
Mit dem Heidelberger Waldsymposium sollte eine Möglichkeit der Information und des Austausches zwischen Wissenschaft, Bürgerinnen und Bürgern, Politik und Forstwirtschaft geschaffen werden.
Großes Interesse am Samstagvormittag
Erfreulich groß war das Interesse an der Veranstaltung, zu der sich über 100 Besucher einfanden.
Während der Veranstaltung wurde klar, dass ein großer Teil des Publikums aus Vertretern von Bürgerinitiativen aus der weiteren Region bestand. Neben interessierten Bürgerinnen und Bürgern fanden sich auch Vertreter politischer Parteien, Stadt- und Gemeinderäte und auch einige Vertreter der Forstwirtschaft. Letztere waren leider deutlich in der Minderheit, auch wenn die Einladung zur Veranstaltung breit gestreut worden war.
Vortragsprogramm
Nach der Begrüßung durch Dr. Gerlind Wallon, maßgebliche Initiatorin der Veranstaltung, ging es direkt los mit zwei wissenschaftlichen Impulsvorträgen.
Das Kranzberger Forest Roof Projekt (KROOF)
Prof. Dr. Grams von der TU München sprach zum Thema “Das Kranzberger Forest Roof Projekt (KROOF): Buchen und Fichten am Rande der Existenz”.
In einem groß angelegten Versuch wurden Buchen und Fichten in Bayern künstlich erzeugter Trockenheit ausgesetzt. Wie die verschiedenenen Baumarten mit dieser Situation zurechtgekommen sind, darum ging es in diesem ersten sehr interessanten Vortrag.
Biodiversitätsverlust im Wald am Beispiel von Insekten
Anschließend referierte Dr. Staab von der TU Darmstadt über den Biodiversitätsverlust im Wald am Beispiel von Insekten. Dabei teilte er mit dem interessierten Publikum auch einige bislang unveröffentlichete Forschungsergebnisse der Hochschule.
Mit einprägsamen Bildern wies Dr. Staab auf die Bedeutung von Insekten für fast alle Prozesse in Ökosystemen hin.
Das Narrativ von der Klimaneutralität der Ressource Holz
Nach einer kurzen Pause, in der viele der vorgestellten Aspekte mit den Referenten diskutiert werden konnten, ging es dann weiter mit dem abschließenden Kurzvortrag von Prof. Dr. Luick, der bis vor kurzem an der Hochschule Rottenburg gelehrt hat. Der provokativ formulierte Vortragstitel “Das Narrativ von der Klimaneutralität der Ressource Holz” war Programm. Prof. Luick zeigte etliche Aspekte des Greenwashings auf und stellte klar, dass Holz als Brennstoff alles andere als klimaneutral ist, auch wenn diese Mär nach wie vor von vielen Lobbyisten und Politikern verbreitet wird.
Besonders eindrücklich war der Vortrag fürs lokale Publikum, als er Modellkalkulationen am Beispiel des Heidelberger Holz-Heizkraftwerks im Pfaffengrund anstellte.
Er wies auf die enormen Steigerungen bei der stofflichen Nutzung von Holz in den letzten 20 Jahren hin. Vor allem im Bereich von Papier, Kartonagen und Paletten, aber auch bei der energetsichen Nutzung sind diese Zuwächse zu erkennen.
Abschließende Podiumsdiskussion
In der abschließenden Podiumsdiskussion, welche von Dr. Lutz Fähser moderiert wurde, ging es dann vor allem um die Frage der gesellschaftlichen Verantwortung der Wissenschaft: Wie kann es gelingen, die neuesten Erkenntnisse der Forschungen möglichst schnell bei Entscheidern bekanntzumachen, so dass diese auch in der Praxis berücksichtigt werden können?
Dr. Lutz Fähser fungierte in dieser Runde als Vertreter der Forstwirtschaft. Schließlich war er lange Jahre leitender Forstdirektor im Stadtwald Lübeck und begründete in dieser Zeit auch das Lübecker Modell der naturnahen Waldbewirtschaftung.
Viele Teilnehmer aus dem Publikum bewegte die Frage: “Was kann man als Bürgerin oder Bürger unternehmen, um unsere Wälder besser zu schützen?”
Die Teilnehmer der Runde waren sich einig, dass man Verbesserungen nur im Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern, Politik, Wissenschaft und Forstwirtschaft herbeiführen kann. Grundvoraussetzung ist gegenseitiges Verständnis, um dann entsprechende Kompromisse anzustreben.
Das Prinzip eines Runden Tisches wurde hier als mögliches Instrument genannt.
“Der Wald ist im Prinzip eine arme Sau!”
Dr. Staab bemerkte im Rahmen der Diskussion, dass der Wald “im Prinzip eine arme Sau” sei. Er meinte damit, dass so viele Erwartungshaltungen an den Wald geknüpft sind, dass es zwangsläufig zu Konflikten kommen muss.
Ob zur Walderholung, als CO2– oder Wasser-Speicher oder auch als Lieferant der Resource Holz: Es ist klar, dass eine multifunktionale Forstwirtschaft, die alle Bedürfnisse gleichermaßen bedient, in der aktuellen Zeit des Klimawandels nicht mehr möglich ist. Hier müssen Prioritäten gesetzt werden, um den Wald zu erhalten.
Weitere Erkenntnisse
Durch die verschiedenen Vorträge und die anschließende Diskussion wurden einige unserer bekannten Erkenntnisse bestätigt:
- Die Buche hat insgesamt ein großes Anpassungspotenzial, um mit veränderten Klimabedingungen zurechtzukommen.
- Nicht-heimische Arten reduzieren die Artenvielfalt im Wald erheblich.
- Holz- und Totholzvorrat sind das A und O für stabile Wälder, die CO2 speichern sollen.
- Holzverbrennung ist nicht klimaneutral und trägt zum Sterben weiterer Wälder bei.
Insgesamt wurde während der Veranstaltung deutlich, dass es eigentlich keinen Verhandlungsspielraum mehr gibt. Es geht vielmehr um das Überleben unserer Zivilisation. Das Erreichen der Klimaziele ist dafür Grundvoraussetzung.
…und unser Dank
Unser Dank gilt allen, die in der einen oder anderen Form zum Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen haben. Vielen Dank ans DAI Heidelberg und an die Referenten, die aus ihrer wissenschaftlichen Forschung berichtet haben. Herzlichen Dank auch an alle Besucher, welche durch ihr Kommen ihr Interesse bekundet und wertvolle Beiträge zur Diskussion geleistet haben!
Vortragsfolien
Hier auch nochmal die Folien der drei gezeigten Impulsvorträge im Überblick zum Runterladen als PDF:
- Das Kranzberger Forest Roof Projekt (KROOF): Buchen und Fichten am Rande der Existenz
- Biodiversitätsverlust im Wald am Beispiel von Insekten
- Das Narrativ von der Klimaneutralität der Ressource Holz
Vielen Dank für die gute Zusammenstellung und die sehr interessanten Vortragsfolien!
Ihr macht sehr gute Öffentlichkeitsarbeit zu diesem wichtigen Thema !
Danke für die sehr informative Veranstaltung.