Am 20.8.2022 hatten wir in einer Mitmachaktion gemeinsam mit anderen Waldverbundenen einen Wuchsherd des Japanischen Knöterichs aus dem Nußlocher Gemeindewald ausgegraben und entsorgt.
Auch die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete in der gedruckten Ausgabe vom 22.8.2022 über unsere Aktion.
Fehlender ökologischer Blick
Wie bereits in unserer Ankündigung der Veranstaltung berichtet, waren wir sehr enttäuscht, dass weder Gemeinde noch Forst die Notwendigkeit sahen, diese invasive Pflanze aus unserem Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet zu entfernen.
In unserer Einschätzung, dass es den Verantwortlichen nach wie vor an ökologischem Gespür, was die Behandlung unseres Waldes angeht, mangelt, fühlten wir uns durch diese Entscheidung bestätigt.
Invasive Arten führen eindeutig zu einer Verschlechterung des Wald-Ökosystems. Dies ist unbestritten, auch wenn keine unmittelbare Gefahr für den umliegenden Baumbestand bestehen sollte. Der Wald ist mehr als eine Ansammlung von Bäumen.
Gefreut haben wir uns aber über die Genehmigung, selbst Hand anlegen zu dürfen und über das Angebot der Gemeinde, bei der Entsorgung der ausgegrabenen Pflanzen zu unterstützen.
Wie sieht es heute aus?
Nach unserer Aktion hatten wir versprochen, die betroffene Fläche weiter im Auge zu behalten.
Es liegt in der Natur invasiver Arten, dass sie nicht so leicht vollständig zu beseitigen sind und immer wieder versuchen, andere (heimische) Pflanzen zurückzudrängen. Der Japanische Knöterich ist hier keine Ausnahme und hat sich als besonders hartnäckig erwiesen.
So auch bei uns im Nußlocher Gemeindewald: Seit Ende August haben wir den Wuchsherd mehrfach besucht und immer wieder neue Keimlinge des Japanischen Knöterichs entfernt. Im Augenblick sind schon wieder mehr als 10 frische Triebe aufgegangen, die wir in Kürze wieder entfernen werden.
Mit viel Ausdauer werden wir uns weiterhin dafür einsetzen, diese Pflanze langfristig zu verdrängen. Dafür müssen wir sie mitsamt aller unterirdischen Wurzeln vollständig entfernen.
Wie ist diese Pflanze in den Nußlocher Wald gekommen?
Immer wieder werden wir gefragt, wie diese Pflanze überhaupt in den Nußlocher Wald gelangen konnte. Die Verbreitung passiert in erster Linie über unterirdische Rhizome, weshalb das Einbringen durch Vögel oder Wind eher unwahrscheinlich ist.
Tatsächlich befindet sich im fraglichen Abschnitt eine Kippstelle für Kies, die während der Schotterung der Waldwege im Sommer 2021 genutzt wurde.
Die Vermutung liegt aus unserer Sicht deshalb nahe, dass die Pflanze auf diesem Weg in den Nußlocher Wald eingebracht wurde.
Dafür spricht auch, dass fast alle neuen Sprösslinge genau in diesem Abschnitt der Aufschüttung auftreten.
Überregionales Interesse
Im Nachgang zu unserer Aktion wurden wir auch von der Kreisredaktion des Tübinger Tagblatts kontaktiert, da in Tübingen ähnliche Probleme ausgemacht wurden.
Hier wurde uns die Frage nach Fördertöpfen zur Beseitigung der Pflanze gestellt, zumal sie sich in Fauna-Flora-Habitat-Gebieten ausbreitet, die besonders schützenswert sind.
Bundesweites Problem
Auch in Schleswig-Holstein versucht man, der Lage Herr zu werden: In einem Bericht des NDR werden eindrückliche Fotos gezeigt, wie sich ein Bestand des Japanischen Knöterichs entwickeln kann, wenn er nicht bekämpft wird.
Ähnliche Bilder kennen wir von den Uferböschungen entlang des Leimbachs…
Im Naturschutzgebiet Mönkeberger See wird über Landesmittel eine neue Art der Bekämpfung unter Einsatz von Elektrolanzen und Starkstrom erprobt.
Wie geht es weiter?
Wir werden auch zukünftig in unregelmäßigen Abständen über den Japanischen Staudenknöterich und die gemachten Fortschritte berichten.
Markus Sobotta vom NABU Schleswig-Holstein bestätigt: „Den kleinzukriegen ist ein jahrelanges Projekt. Bei einem ganz neuen Bestand könnte das vielleicht in zwei Jahren gehen. Aber wenn er schon etabliert ist, ist das viel Handarbeit.“
Vielleicht findet ja seitens der Gemeinde und des Forsts noch ein Umdenken statt, so dass wir in Zukunft auf stärkere Unterstützung hoffen dürfen – wir würden uns freuen!