Kleine Presseschau: Wie kann man dem Wald in der Klimakrise helfen und ein Podcast-Feature zum großen Geschäft mit den Holz-Pellets

Heute weisen wir auf ein sehr informatives Interview der RIFF-Reporter mit dem Biologen Stefan Kreft hin. Für Podcast-Freunde empfehlen wir außerdem eine Folge von Deutschlandfunk Kultur zum Thema "Kahlschlag in Europas Wäldern".

In den letzten Tagen gab es wieder sehr interessante Veröffentlichungen in verschiedenen Medien zum Thema Wald in der Klimakrise. Zwei davon wollen wir in diesem Artikel kurz vorstellen.

Interview mit dem Biologen Stefan Kreft

Die RIFF-Reporter haben ein sehr interessantes und informatives Interview mit dem Biologen Stefan Kreft von der Naturwald Akademie geführt.

Wie können wir unseren Wäldern helfen, um in der Klimakrise zu überleben?

Das von Johanna Romberg mit Stefan Kreft geführte Interview ist insgesamt ein Plädoyer, wieder stärker auf die Kreativität der Natur zu vertrauen.

Entlang eines Gedankenexperiments – wie sollte man mit einem fiktiven 100 Hektar großen Wald mit Nadelholz, gelegen in einer eher trockenen Gegend umgehen, von dem in diesem Sommer leider 25 Hektar abgebrannt sind? – gibt Stefan Kreft interessante Hinweise auf die Risiken und Chancen verschiedener Herangehensweisen.

Ich würde eher von Chance als von Risiko reden. Wenn Sie den Umbau Ihres Waldes der Natur überlassen, setzen Sie nicht nur auf einen, sondern auf Millionen Zufälle – lauter Optionen, mit denen die Natur aufwartet. 

Stefan Kreft, Naturwald Akademie

Besonders spannend ist die Diskussion rund ums Spannungsfeld, wie der bestehende Holzbedarf zu befriedigen ist.

Wer entscheidet, wie viel Holz der Wald liefern soll (und muss)?

Während einerseits die Einsicht vorherrscht, dass Wälder klimaresilienter werden müssen und dass sie als CO2-Speicher sehr wichtig sind, gibt es andererseits einen erhöhten Holzbedarf. Wir wollen ökologischer bauen und fossile Brennstoffe ersetzen.

Natürlich ist Holz ein sehr gutes, vielfältiges einsetzbares Material. Aber wie viel wir davon ernten können, gibt letztlich der Wald vor. Und der ist nun mal kein beliebig zu optimierender Holzlieferant. Er braucht, um als Ökosystem zu funktionieren, ein ausreichendes Volumen an Laub, Totholz und organischer Biomasse im Boden.

Stefan Kreft, Naturwald Akademie

Die von Stefan Kreft getroffenen Aussagen decken sich in großen Teilen mit den Ratschlägen, die uns Lutz Fähser während seines Besuchs im Nußlocher Gemeindewald gegeben hat.

Auch das Thema Artenvielfalt im Sinne möglichst vieler verschiedener Baumarten vs. Waldgesellschaften – welche Bäume können miteinander existieren und sich gut als Gesellschaft entwickeln? – wird beleuchtet.

Anbei der Link zum kompletten Interview.

Für Podcast-Freunde: Feature von Deutschlandfunk Kultur zum großen Geschäft mit den Holzpellets

Aus der Sendung „Zeitfragen. Feature“ gibt es eine neue Podcast-Folge zum Thema Kahlschlag in Europas Wäldern – Das große Geschäft mit Holzpellets.

Cäcilia Kruchem nimmt die Hörer für 30 Minuten mit auf eine Reise u.a. in die rumänischen Urwälder und erklärt, wie mangelnde Kontrolle zu massiven Verletzungen der Schutzvorgaben führt. „Das Waldmanagement auf dem Papier entspricht nicht dem in der Realität“, heißt es im Feature.

Kahlschläge kein Einzelfall

In der aktuellen Energie-Krise ist die Nachfrage nach Holz weiter gewachsen. Wurden im Jahr 2005 nur ca. 5 % des in der EU geernteten Holzes thermisch genutzt, ist der entsprechende Anteil bis zum Jahr 2018 bereits auf 55 % gestiegen.

Neben den zur Zeit hohen Preisen von Öl und Gas ist die Subvention von Holz als Brennstoff durch die EU ein weiterer Treiber.

Neben der direkten Subventionierung sind außerdem keine Gebühren für CO2-Emissionen bei thermischer Nutzung durch Unternehmen zu bezahlen, da Holz als nachwachsender Rohstoff bewertet wird und deshalb als nachhaltig gilt. Im Zentrum der Kritik steht die aktuelle Fassung der Erneuerbaren Energien-Richtlinie. Die derzeit anstehende Überarbeitung weist schon wieder auf etliche offene Hintertürchen hin.

Fakt ist: Inzwischen wird in der EU deutlich mehr Holz geerntet, als tatsächlich nachwächst.

81% der rumänischen Wälder sind inzwischen zu jung für die Abholzung

Weite Teile der verbleibenden 19% Waldfläche sind nach der europäischen Richtlinie Natura 2000 besonders geschützt. Trotzdem wird in diesen Bereichen illegal eingeschlagen, um die Nachfrage nach Brennholz zu befriedigen. Auch die Umstellung von Kohlekraftwerken auf Pellets führt zu einer Erhöhung der Nachfrage. Dabei sind viele dieser Kraftwerke in hohem Maße ineffizient.

Kahlschläge überall

Die Nachfrage nach Brennholz steigt weiter. Neben Rumänien, Bulgarien und Polen versucht die Pellets-Industrie weitere Märkte wie Skandinavien oder Teile des Baltikums zu erschließen.

So ist Estland inzwischen zum größten Pellets-Lieferanten Europas aufgestiegen, 90% der Holzernte passiert dort in Form von Kahlschlägen unter Einsatz schwerer Maschinen, die heimischen Wälder sind unwiederbringlich verloren.

Auch die Wälder im Südosten der USA werden inzwischen abgeholzt, um den stetig anwachsenden Holzhunger Europas und auch Asiens (Südkorea, Japan) zu befriedigen.

Schockierend und hörenswert

Die im Podcast dargestellten Fakten und Hintergründe sind in höchstem Maße schockierend und alarmierend. Gerade aus diesem Grund ist die Podcast-Folge unbedingt hörenswert.

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