Unseren Wald naturnah nutzen – wie kann das gehen?

Am 27. April 2025 lud die BUND-Ortsgruppe Hemsbach/Laudenbach zu einer besonderen Veranstaltung ins Bonhoeffer-Zentrum in Hemsbach ein. Unter dem Titel „Naturnahe Waldbewirtschaftung – wie kann das gehen?“ referierte Dr. Lutz Fähser, ehemaliger Leitender Forstdirektor der Stadt Lübeck und Pionier ökologisch orientierter Waldwirtschaft, über Chancen, Prinzipien und Wege hin zu einer nachhaltigen und klimaresilienten Waldbewirtschaftung.

Auch wenn die Veranstaltung mit einem interessierten Publikum gut besucht war, hätte sie zweifellos noch mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt. Der Termin an einem sonnigen Sonntagnachmittag, kurz vor dem Ende der Osterferien, dürfte für viele potenziell Interessierte schlicht ungünstig gewesen sein. Umso erfreulicher war es, dass die Anwesenden den Vortrag und die Diskussion mit großem Engagement begleiteten.

Ein Blick über den Waldrand hinaus – und doch ganz nah dran

Nach der Begrüßung durch Dr. Felix Kokocinski, einem der Co-Vorsitzenden der BUND-Ortsgruppe, stellte Dr. Alexandra Schichtel als Moderatorin der Veranstaltung den Referenten ausführlich und pointiert vor. Auch wenn sich Dr. Lutz Fähser gemäß seines offiziellen Titels im Ruhestand befindet, ist er nach wie vor durchaus umtriebig. So unterstützt er viele Bürgerinitiativen, Stadtverwaltungen, Naturschutzverbände und sogar Regierungen mit seiner Waldexpertise.

In seinem Vortrag stellte Dr. Fähser das Lübecker Modell vor, das in den letzten Jahrzehnten als eines der erfolgreichsten Beispiele naturnaher Forstwirtschaft in Deutschland gilt. Dabei wurden nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische und soziale Aspekte beleuchtet. Viele Inhalte des Vortrags sind von allgemeiner Gültigkeit – und damit auch auf unsere Situation in Nußloch übertragbar.

Tatsächlich wurden während der anschließenden lebendigen Diskussion zahlreiche Parallelen zur Situation in Hemsbach sichtbar, die auch für uns von Relevanz sind: Auch in Nußloch werden Fördermittel für ein klimaangepasstes Waldmanagement konsumiert, auch hier ist der kommunale Wald aktuell lediglich PEFC-zertifiziert – eine Zertifizierung, die von vielen Umweltverbänden als nicht ausreichend streng in Bezug auf ökologische Standards kritisiert wird. So ging es im Vortrag in Hemsbach auch immer wieder um die Frage, wie eine höherwertige Zertifizierung des lokalen Waldes erreicht werden kann. Auch die anwesenden Kommunalpolitiker zeigten sich sehr interessiert an dieser Fragestellung.

Wie kommt der ökologische Gedanke in die Gemeindepolitik?

Ein zentrales Thema der Veranstaltung war die Frage, wie sich ein ökologisch ausgerichteter Ansatz in die politischen Entscheidungsprozesse vor Ort einbringen lässt. Viele Wortmeldungen aus dem Publikum drehten sich um Strategien im Umgang mit Gemeinderäten und kommunalen Entscheidungsträgern – ein Thema, das auch uns in Nußloch beschäftigt. Dr. Fähser betonte die Bedeutung einer sachlichen, gut informierten Argumentation und plädierte für Dialog auf Augenhöhe. Seine Empfehlung:

Gehen Sie in die Gremien, stellen Sie Fragen, bringen Sie Alternativen ins Spiel – und bleiben Sie hartnäckig.

Fotoausstellung im Foyer – Waldästhetik trifft Waldethik

Begleitend zur Veranstaltung wurde im Foyer des Bonhoeffer-Zentrums eine beeindruckende Fotoausstellung gezeigt, die die Schönheit unserer Wälder in stimmungsvollen Bildern einfing. Die Fotografien von Markus Gewehr aus seinem Projekt wood:land erinnerten eindrucksvoll daran, worum es letztlich geht: um den Erhalt einer lebendigen, vielfältigen und zukunftsfähigen Waldlandschaft – nicht nur als Ressource, sondern als Lebensraum, Ort der Erholung und wesentlicher Bestandteil unseres Ökosystems.

Vortrag, Folien und Diskussion im Video

Zur Unterstützung der Veranstaltung haben wir ein Video produziert, das den Vortrag von Dr. Lutz Fähser, seine Präsentation sowie die Beantwortung von Fragen aus dem Publikum dokumentiert.

Das Video ist nicht nur eine wertvolle Quelle für alle, die an dem Abend nicht dabei sein konnten, sondern bietet auch eine hervorragende Grundlage, um sich tiefer mit den Inhalten auseinanderzusetzen – und sie als Impulsgeber in anderen Gemeinden und Initiativen zu nutzen.

Ein herzlicher Dank an die Veranstalter

Wir bedanken uns herzlich bei der BUND-Ortsgruppe Hemsbach/Laudenbach für die gelungene Organisation dieser informativen und motivierenden Veranstaltung. Sie hat nicht nur wichtige Impulse für Hemsbach gegeben, sondern auch für andere Kommunen – wie Nußloch – deutlich gemacht, dass es Alternativen zur konventionellen Forstwirtschaft gibt.

Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema zeigt: Der Weg zu einem klimaresilienten, artenreichen Wald ist möglich – wenn wir ihn gemeinsam gehen.